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Seitdem im April 2009 zugesagte Fördermittel vom Bund für den Radwegebau am Teltowkanal zurückgezogen wurden, stagniert das Projekt. Die Interessengemeinschaft Teltowkanalaue lud die drei Bürgermeister am Montagabend zu einer öffentlichen Bestandsaufnahme.

IG-Sprecher Manfred Kühn stellte den Teltowkanal als „strukturierendes Element einer Region“ dar, die sich durch „ihre privilegierte Lage zwischen Bundes- und Landeshauptstadt“ auszeichne. Die Ausbildung von Trampelpfaden entlang des Kanals sieht Kühn als Indikator für den Nutzungsbedarf der Aue und fügte hinzu: „Die Leute drängen ans Wasser.“ Der IG dauere die Umsetzung aber zu lange, fünf Jahre seien seit der Gründung vergangen.

Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) sieht ungeklärte Eigentums- und Finanzierungsfragen als größten Hemmschuh für das 4,2 Millionen Euro teure Gesamtprojekt. Im Haushalt für 2010 habe man 100 000 Euro für die Planung abgestellt.

Ferner berichtete Schmidt, dass der kommunale Bauhof ab dem 1. Juni die bestehenden Pfade entlang der Wasserstraße von Gestrüpp befreien wird. Ab August stehen weitere sechs Arbeitskräfte zur Verfügung, die von der Mittelmärkischen Arbeitsgemeinschaft zur Integration in Arbeit (MAIA) gestellt werden: „Die Begehbarkeit soll gesichert werden“, so Schmidt, von Befahrbarkeit sei aber noch keine Rede.

Bezüglich der Teltowwerft-Brücke gebe es Absprachen mit dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf. Man sei in der Vorplanung, so Schmidt. Kompliziert mache das gemeinsame Brückenprojekt mit Berlin die Zuständigkeit gleich mehrerer Projektplaner auf Hauptstadtseite. Auch das Marinaprojekt, eines von Schmidts Wahlversprechen, sei in der Vorplanung. „Wir stehen unter Zeitdruck, müssen das Vorhaben bis 2013 abschließen“, nahm er Bezug auf auslaufende Fördermittel. „Groß und risikoreich“ und daher in Tranchen zu realisieren, nannte er das Projekt: „Es wird keine große Gesamtbaustelle geben.“

Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) sieht den Stand des Gesamtprojekts nüchtern: „Unsere Haushaltssituation sieht so aus, dass das Projekt in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht realisiert werden kann. Ich hoffe, dass der Bund seine Meinung noch ändert.“ Zwei Teilprojekte der insgesamt rund 7,2 Kilometer Wegstrecke auf Kleinmachnower Boden stünden im Vordergrund: Der Radweg an der Allee am Forsthaus und der Bereich zwischen Friedens- und Rammrathbrücke. Mit 280 000 bzw. 210 000 Euro schlagen die Baukosten für beide Vorhaben, die bis 2011 abgeschlossen sein sollen, zu Buche.

Auch Stahnsdorfs Hauptamtsleiter Steffen Weickert sieht die Teltowkanalaue im Schatten der Haushaltskrise. Man werde anlässlich des Deutschen Wandertags 2012 im Fläming die ungenutzte Kanalbrücke der ehemaligen Friedhofsbahn wieder herrichten, versprach er. 100 000 Euro will die Gemeinde dafür in die Hand nehmen.

Gemeindevertreter Jens Klocksin (SPD) brachte eine mögliche Bewerbung um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2015 ins Spiel. „Als Erstes sollte man dafür die Wege vernünftig beschildern“, regte er an. Abschließend versprachen die Bürgermeister den 50 Gästen, noch einmal alle möglichen Fördertöpfe abzuklopfen und auch bei der Kreisverwaltung auf EU-Gelder zu pochen.

(Von Stephan Reitzig)
MAZ, 23.6.2010