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Kommunen sind bei Kanalaue in der Pflicht

Erneute Forderung nach einem Konzept für Rad- und Wanderwege / Zustimmung in der Bevölkerung

Seit Jahren bemühen sich Initiativen der Ortsgruppen der Lokalen Agenda 21, der Zukunftskonferenz Stahnsdorf, des BUND und Bürger um eine Entwicklung der Landschaft am Teltowkanal zum Naherholungsraum. So soll die ganze Kanal-aue für Bürger, Freizeit und Tourismus erschlossen werden. Im Zentrum der Bemühungen stehen durchgängige Wander- und Radwege.

Bei einem Treffen im Bürgerhaus Teltow zeigten sich Initiatoren und Gäste jüngst zwar enttäuscht über das Scheitern eines regionalen Konzeptes der Kommunen Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow - doch nicht nur gedanklich wanderte man bereits weiter auf dem ersehnten Weg vom Griebnitzsee bis nach Steglitz.

Die Kanalaue soll gleichsam das Herzstück eines umfassenderen Regionalparks sein, der durch die Gemeinsame Landesplanung bereits als "Teltowpark" vorgeschlagen wurde, heißt es in einem Konzept des BUND. Ein solcher Regionalpark integriere alle drei Gemeinden, auch mit ihren "Highlights", etwa der Altstadt Teltow, den Kiebitzbergen, dem Südwestkirchhof Stahnsdorf und der ehemaligen Teltow-Werft-Brücke. Deren Wiedererrichtung soll nach Vorstellungen der Initiative ebenfalls Bestandteil der Entwicklung sein.

Über die wirtschaftliche Bedeutung des Teltowkanals wird ebenfalls seit langem diskutiert. Doch gerade ein möglicher Ausbau der Wasserstraße hätte für den Naherholungsraum einschneidende Folgen. So berichtete Jens Klocksin (SPD), dass er sich erst jüngst in Magdeburg bei der Wasserschifffahrtsdirektion Ost dafür eingesetzt habe, Klarheit über Umfang und Stufen des Ausbaus herzustellen. Der Landtagsabgeordnete sieht trotz negativem Abstimmungsergebnis bei den drei Kommunen eine positive Grundstimmung für die "grüne Kanalaue".

Man werde intensiv das Gespräch mit den politisch Verantwortlichen suchen, betonte Manfred Kühn, Fachmann in Sachen Regionalplanung und einer der Initiatoren. In den Teltow-Gemeinden entstehe zurzeit eine "gesellschaftliche Bewegung, an der die Kommunen nicht mehr vorbeikommen". Auch gelte es, den "weichen Merkmalen" des regionalen Standortes mehr Beachtung zu schenken. Gerade Unternehmen im Bereich Hochtechnologie und Forschung suchen heute nicht nur wirtschaftlich attraktive Plätze, betonte Kühn und verwies auf entsprechende Ansiedlungen in Potsdam. Während man dort an Ufern flaniere, biete der Teltowkanal nur unwegsame Trampelpfade. Von einem Paradigmenwechsel war gar die Rede: vom schmuddeligen Industriekanal zum Schmuckstück.

Doch die Maßnahmen können "nicht allein auf den Schultern bürgerschaftlichen Engagements abgeladen werden". Vor allem aber dürften die Kommunen - "alle drei", wie betont wurde - bei einer stetigen Siedlungsverdichtung "nicht aus der Pflicht entlassen werden". Zwar müsse die Initiative auch kleinteilig Dinge auf den Weg bringen, die "regionale Vision" bleibe aber Leitbild. Möglichst noch im Februar möchte man eine öffentliche Veranstaltung anbieten, auf der sich eine Interessengemeinschaft gründen kann. Vorteil wäre, so Kühn, dass größere Kreise, auch aus der Wirtschaft, miteinbezogen werden können. Eine Skizze soll das Projekt veranschaulichen, geführte Wanderungen am Wasser den Bürgern zudem Atmosphäre und landschaftliche Reize nahe bringen. Wenn alles klappt, könne man dem alten Kanal zu seinem 100. Geburtstag sogar auf einem "Vorzeigeweg" im Bereich Rammrath- ehemalige Teltow-Werft-Brücke einen Besuch abstatten.

MAZ, K.W.