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Kleinmachnow / Berlin - Das Angebot des Bundes, die stillgelegte Autobahnbrücke über den Teltowkanal an die Anrainerkommunen Kleinmachnow und Berlin zu verkaufen (PNN berichteten), stößt dort auf bloßes Kopfschütteln. „So kann sich der Bund nicht aus der Verantwortung stehlen“, meint Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig. Auch im Berliner Stadtentwicklungssenat gibt es keine Neigung für den Kauf einer ausrangierten Brücke.

Die ehemalige Autobahnbrücke zwischen Dreilinden und Albrechts Teerofen ist seit dem vergangenen Jahr im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Das Bauwerk geriet in diesem Sommer in den Fokus des öffentlichen Interesses, nachdem auf Berliner Seite die Tore für Radfahrer und Fußgänger zeitweilig zugeschweißt wurden und der Senat dafür plädierte, die Brücke abzureißen. Auf Brandenburger Seite entwickelte man mehr Bewusstsein: Das Landesdenkmalamt stellte die Brücke unter Schutz, da sie als zeithistorisches Dokument der deutschen Teilung zu betrachten sei. Als die DDR 1969 zur besseren Kontrolle des Grenzverkehrs eine neue Transitstrecke baute, wurden drei Kilometer der alten Autobahn samt Brücke stillgelegt. Mitten auf der Brücke verlief die Grenze – die Mauer. Zum offiziellen Mauerradweg, der den einstigen Grenzverlauf erlebbar macht, gehört die Brücke jedoch nicht.

Der Bund hat keine großes Ambitionen, dem geschichtlichen Hintergrund und dessen Erlebbarkeit Rechnung zu tragen. Während sich hiesige Politiker vorstellen können, die Brücke und den ehemaligen Grenzübergang sowie die alte Raststätte Dreilinden zu einem Schauplatz der deutschen Geschichte zu gestalten, winkt man im Bund ab. „Konkrete Absichten der Bundesstraßenverwaltung zum weiteren Umgang mit dem Bauwerk bestehen nicht“, so der Parlamentarische Staatssekretär Ulrich Kasparick. Im Gegenteil: Der Bund will die Brücke loswerden, die „Lasten reduzieren“, wie es bürokratisch formuliert ist. Viel Geld kostet der Substanzerhalt der Brücke zwar nicht, wie es heißt – vor allem geht es um die Gewährleistung des Schiffverkehrs. Doch sich des funktionslosen Bauwerks zu entledigen, käme dem Bund recht: Wenn es gewünscht ist, die Überführung als Geh- und Radweg zu nutzen, könnten die beiden anliegenden Kommunen – Kleinmachnow und Berlin – die Brücke kaufen.

Für „nicht wirklich ernst gemeint“ hält Kleinmachnows Bürgermeister Blasig diese Mitteilung des Staatssekretärs auf eine Frage der SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein, wie der Bund mit der Brücke verfahren will. Allein Kleinmachnow und Berlin in dieser Frage als zwei gleichwertige Kommunen zu sehen, sei etwas realitätsfern. Zwar habe die Brücke für regionale Projekte, wie der touristischen Aufwertung der Kanalaue, ihre Bedeutung. Doch mit dem scheinbar großzügigen Verkaufsangebot werde der Bund seiner Verantwortung kaum gerecht.

Recht pragmatisch bewertet man die – nicht ganz neue – Offerte im Berliner Stadtentwicklungssenat. „Man wird keine Kommune finden, die ein potenzielles Abrissbauwerk erwirbt“, so Senatssprecherin Petra Rohland. Denn nach Rücksprache mit dem Wasserstraßen-Neubauamt müsste die Brücke beim Ausbau des Teltowkanals abgerissen werden.
Peter Könnicke