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Kanalaue wird Chefsache
Auch seine zweite Amtszeit will Bürgermeister Schmidt nicht ohne Vision beginnen: Die Stadt will eine Marina am Teltowkanal bauen

Es sind die schönsten Bauflächen, die Teltow noch zu bieten hat: Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) hat die Entwicklung der Kanalaue an der Altstadt zur Chefsache erklärt. Zwischen Oderstraße und Teltowkanal soll ein „Erlebnisraum und Brückenschlag zur Altstadt“ entstehen, so der Bürgermeister. Für seine zweite Amtszeit sei es das „Projekt Nummer eins“. Das Bebauungsplanverfahren ist angelaufen, in den nächsten Wochen soll die „frühzeitige Bürger- und Behördenbeteiligung“ beginnen.

Schmidt erklärte gestern auf seiner Jahrespressekonferenz, dass man mit dem Flächeneigentümer, der Klösters Baustoffwerke GmbH & Co. KG, „in guten Gesprächen“ über Flächenerwerb beziehungsweise Tausch sei. „Ich denke, wir finden in Kürze eine Lösung.“ Klösters hat die Fläche bereits beräumt – von der Idee, sie selbst zu entwickeln, habe sich das Unternehmen verabschiedet.

Mit dem Bau einer Marina in Höhe der Badstraße wolle die Stadt selbst ein Zeichen für die Zukunft der Altstadtaue setzen, Schmidt sprach von Baukosten für dieses „Leuchtturmprojekt“ im Bereich von 15 Millionen Euro. „Das werden wir nicht ohne Fördermittel schultern“, betonte er. Ob ein privater Partner ins Boot geholt wird, ließ er offen – gebenenfalls stünden kommunale Gesellschaften bereit. Der Bürgermeister schließt nicht aus, dass die Stadt als Planer und Projektentwickler für das komplette Entwicklungsgebiet einspringt. Die bestehende Handelsstrecke soll mit dem Möbel-Boss-Markt als Westkante der Altstadtaue abgeschlossen werden.

Trotz baulicher Probleme – der feste Baugrund beginnt teils erst in 15 Meter Tiefe – glaubt er an Interessenten für das geplante Mischgebiet. Hochwertiges Wohnen und Freizeitgewerbe sollen sich hier ansiedeln, man hofft auf Wasser- und Radwanderer – der unmittelbare Uferbereich soll in acht Metern Breite bis auf einen Uferweg grün bleiben. „In acht Jahren sollte das Gebiet erschlossen und die ersten Maßnahmen abgeschlossen sein“, hofft Schmidt. Teltow wolle so einen Fixpunkt am „blauen Band“ schaffen: Der Naturraum am Kanal soll durch ein geschlossenes Radwegenetz zwischen Berlin und Potsdam erlebbar werden. Der Bund will sich an der Weg-Finanzierung beteiligen, schon 2011 sollen Radler und Fußgänger die Strecke beidseitig des Kanals genießen können.

Schmidt war im September nach achtjähriger Amtszeit erneut als Bürgermeister gewählt worden. War in seiner ersten Amtsperiode das Spangensystem wichtigstes Thema, so wolle er auch seine zweite Amtszeit nicht ohne „Vision“ beginnen. Die Rahmenbedingungen dafür seien nicht einfacher geworden: Die Stadt müsse darauf achten, trotz Finanzkrise solide zu wirtschaften und die gewonnene kulturelle und soziale Infrastruktur nicht wieder zu verlieren. Gebührenerhöhungen schloss er nicht aus, mit höheren Straßenreinigungsgebühren soll sich aber auch der Leistungsumfang beim Winterdienst erhöhen.

Um Gewerbeansiedlungen zu fördern und damit die Gewerbesteuereinnahmen zu erhöhen, soll in diesem Jahr der Wirtschaftsförderer von einer Teilzeit- zur Vollzeitstelle werden, künftig werde auch der Landkreis die Stadt bei Ansiedlungen unterstützen. Schmidt wünscht sich zudem eine zweite Beigeordnetenstelle – auch als Lösung für die Bauamtsleitung, bei der die Stadt trotz viermaligem Wechsel bislang „kein glückliches Händchen“ gehabt habe.

Wichtiges Ziel in diesem Jahr sei es, dass die Region den Status des Mittelzentrums erlangt und damit bei der Wirtschaftsförderung des Landes bevorzugt wird. Brandenburgweit gibt es 15 solcher Kernregionen, die Förderung wird derzeit neu ausgeschrieben. „Es macht Sinn, wenn das Land über eine Art Bundesligaprinzip nachdenkt“, sagte Schmidt. Je nach Leistungsstand sollte es Auf- und Absteiger geben. „Wir sind mindestens in der Relegation.“

Von Henry Klix
pnn, 22.1.2010