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„Wir werden wohl noch einen langen Atem brauchen“, meinte Manfred Kühn am Ende der Informationsveranstaltung über den Rad- und Wanderweg entlang des Teltowkanals. Dazu eingeladen hatte die „Interessengemeinschaft Teltowkanalaue“ am Dienstag ins Hotel Courtyard, um die nächsten Projektschritte zu diskutieren. Doch während Kühn als Sprecher der Initiative trotz der erkannten Geduldsprobe vor allem die positiven Ansätze der Diskussion betonte, reagierten die meisten Teilnehmer enttäuscht.

Denn was die drei Bauamtsleiter der Region vorgeschlagen hatten, um die Lücken des Weges zu schließen, erscheint vielen als „Fortschritt im Schneckentempo". Kleinmachnows SPD-Gemeindevertreter Jens Klocksin nannte es „einen kommunalen Abgesang“. Dabei sei man doch gar nicht bei Null, so Klocksin, auf einen großen Teil der Strecke sei bereits vieles klar. So hatte Kleinmachnows Bauamtsleiterin Barbara Neidel erklärt, dass es im Bereich unterhalb des Seeberges einfach sei, einen Uferweg einzurichten. Auch für die Route an den Kiebitzbergen sei das Planverfahren bis 2009 abgeschlossen. Als aufwändig bewertete Neidel dagegen die Strecke entlang der Allee am Forsthaus, ebenso sei es problematisch, im Bereich der Wasserbauschule.

Auch die Teltower Route, die 60 Prozent von der insgesamt 18,5 Kilometer langen Wegestrecke ausmacht, kann seit Jahren vom Mauerweg bis zur Altstadt genutzt werden. Schwierigkeiten den Weg fortzusetzen, gibt es im Bereich des Techno Terrains, weil dort ein großer Teil der Flächen in Privathand ist. Noch in diesem Jahr soll die Route von der Teltower Straße bis zur Werftbrücke geplant werden, erklärte Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht. Bereits in aktuellen Planungen enthalten ist der Weg von der Rammrathbrücke bis nach Kleinmachnow. Wiebrecht hält jedoch, im Gegensatz zu seiner Kleinmachnower Kollegin, ein Bebauungsplanverfahren für kein geeignetes Instrument, um das Vorhaben umzusetzen. „Ein B-Plan schafft kein unmittelbares Recht.“ Wiebrecht hält es für sinnvoller, den Weg über ein Planfeststellungsverfahren zu sichern. Damit könnten Kommunen in kurzer Zeit eine Fläche enteignen. Außerdem schlug Wiebrecht vor, den Weg als überregionalen Radweg auszuweisen, um so an Bundesmittel mit einem Förderanteil von 90 Prozent zu gelangen.

Im Gegensatz zu ihren beiden Kollegen beurteilte Stahnsdorfs Bauamtsleiterin Ute Stelter das Vorhaben skeptisch: „Das Projekt ist derzeit nicht realisierbar.“ Etwa drei Kilometer beträgt der Stahnsdorfer Anteil, doch die meisten Flächen sind Eigentum des Bundes. „Das ist ein schwieriger Verhandlungspartner, der nicht wie eine öffentliche Hand agiert“, sagte Stelter. Auch der finanzielle Aufwand für Vermessungsarbeiten sei zu hoch und mit dem aktuellen Haushalt nicht zu realisieren. Chancen sehe sie eher für ein längerfristiges Projekt. Bis dahin werde sich die Gemeinde weiterhin bemühen, den vorhandenen Trampelpfad auf Vordermann zu bringen, so Stelter.

Den Trampelpfad, der im Naturschutzgebiet liegt, etwas zu verbreitern, habe auch die untere Naturschutzbehörde zugestimmt, berichtete Wolfgang Hirte. Er kritisierte vor allem die Stadt Teltow, die bislang noch keine Zwischenlösung von der Rammrath- bis zur Friedensbrücke gefunden habe. Erkannt wurde in der Debatte, dass die einzelnen Bauämter mit dem Vorhaben überfordert sind, weshalb vorgeschlagen wurde, einen Projektträger einzusetzen.

Kirsten Graulich